„Nonostante il lungo tempo trascorso…“ – Geschichte, Erinnerung, Recht
Kuratiert von Procuratore Generale Militare Marco De Paolis, rekonstruiert die Ausstellung die Prozesse zu den nationalsozialistischen Massakern 1943–45 – vom Nachkrieg bis zur Wiederaufnahme nach dem armadio della vergogna. Reggia di Monza, 10.9.–26.10.2025, Eintritt frei.
Alessandro De Maria
9/12/20252 min lesen


Unter dem Alto Patronato des Präsidenten der Republik zeigt die Reggia di Monza die elfte Etappe der Wanderausstellung „Nonostante il lungo tempo trascorso… Le stragi nazifasciste nella Guerra di Liberazione 1943–1945“, kuratiert vom Procuratore Generale Militare Marco De Paolis. Die Eröffnung fand am 8. September 2025 im Salone d’Onore statt; zu sehen ist die Schau vom 10. September bis 26. Oktober 2025 im Belvedere (3. Stock). Der Eintritt ist frei. Realisiert wurde die Station in Kooperation des Stato Maggiore Difesa mit der Procura Generale Militare presso la Corte Militare di Appello di Roma; Comune di Monza und Reggia di Monza unterstützen die Durchführung vor Ort maßgeblich.
Kuratorisches Programm
Im Zentrum steht die Verschränkung von storia, memoria e giustizia: Die Ausstellung richtet den Blick auf den justiziellen Umgang mit den nationalsozialistischen Massakern, den die Militärgerichtsbarkeit vom unmittelbaren Nachkrieg bis in die jüngste Zeit geleistet hat. Zugleich wird die Formel „nonostante il lungo tempo trascorso“ – seit 1960 Chiffre für das Verschweigen zahlreicher Ermittlungsakten – in eine erinnerungspolitische Verpflichtung umgedeutet: Zeitablauf darf Aufklärung nicht erodieren.
Aufbau und Inhalte
Die Ausstellung ist vierteilig gegliedert:
Kriegsverbrechen an Militärangehörigen (u. a. Cefalonia, Kos, Leros; Karten und interaktive Stationen),
Verbrechen an der Zivilbevölkerung (Süd – Mitte – Nord; mit Beiträgen des Atlante delle stragi),
Deportationen (Internierung und Zwangsarbeit; interaktive Karten),
Die Prozesse – von den alliierten Verfahren über eine erste italienische Phase bis zur Wiederaufnahme nach dem Fund des „armadio della vergogna“ (1994) und den Verfahren 2002–2013.
Die Präsentation kombiniert Fotografien, Dokumente, Oral-History-Elemente und Videomaterial; flankierend werden Dokumentarfilme gezeigt (u. a. Lo stato di eccezione, Cineteca di Bologna).
Quantitative Dimensionen
Die Zahlen verdeutlichen die Tragweite: rund 70.000 militärische Opfer in Europa, davon über 1.000 in Italien; 650.000deportierte italienische Militärinternierte; 24.409 zivile Opfer in 5.872 dokumentierten Ereignissen (Nord 14.935, Mitte 6.862, Süd 2.623). Diese Größenordnungen bilden den historischen Horizont der juristischen Aufarbeitung.
Justizielle Aufarbeitung (1949–2013)
Dokumentiert werden 50 Verfahren vor alliierten Gerichten in Italien und 15 Prozesse in einer ersten italienischen Nachkriegsphase. Nach der Entdeckung des armadio della vergogna (1994; 695 verborgene Akten) folgten 24 weitere Verfahren (2002–2013), u. a. zu Sant’Anna di Stazzema, Monte Sole/Marzabotto, Civitella Val di Chiana und Fucecchio. Die Phase ab 2002 ist wesentlich von der Arbeit Marco De Paolis’ geprägt.
Wissenschaftliche Begleitung
Ein Comitato scientifico (u. a. Isabella Insolvibile, Paolo Pezzino; Mitarbeit Alessia Glielmi, Emilio Tirone) sichert die historische Konzeption – einschließlich Karten, Fallstudien und Prozessgeschichte – ab.
Besuch
Ort: Reggia di Monza, Belvedere (3. Stock)
Laufzeit: 10.09.–26.10.2025 · Eintritt frei
Öffnungszeiten:
10.–30. September: Mi–Fr 14:30–19:30, Sa/So/Feiertage 10:30–18:30 ·
1.–26. Oktober: Mi–Fr 10:00–16:00, Sa/So/Feiertage 10:30–18:30.
Rechtsanwalt & Avvocato Alessandro De Maria
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